Vergleichswertverfahren

In der Immobilienbewertung setzen unsere Experten verschiedene komplexe Methoden ein, um den Marktwert präzise zu bestimmen – das Vergleichswertverfahren gehört zu den wichtigsten dieser Methoden. Welche Situationen die Anwendung dieses Verfahrens erfordern, welche Faktoren den Vergleichswert einer Immobilie beeinflussen und welche Vorzüge sowie Einschränkungen es mit sich bringt, erläutern wir, Ihre Immobiliensachverständigen von WERTGENAU in Stuttgart, im Folgenden detailliert.

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Was ist das Vergleichswertverfahren für Immobilien?

Das Vergleichswertverfahren ist eines von drei Hauptverfahren zur Bestimmung des Verkehrswerts einer Immobilie, wie in § 15 der ImmoWertV (Immobilienwertverordnung) festgelegt. Es basiert auf der Analyse von Kaufpreisen vergleichbarer Objekte und bietet eine genaue Abbildung des Marktgeschehens, sofern ausreichende Daten vorhanden sind. In urbanen Zentren wie Stuttgart ist die Datenlage typischerweise umfassend, was das Vergleichswertverfahren zu einer besonders zuverlässigen Methode macht. Sollten dennoch keine adäquaten Vergleichswerte verfügbar sein, werden alternativ das Sachwert- oder das Ertragswertverfahren angewandt, je nach Art der Immobilie.

Anwendungsgebiete des Vergleichswertverfahrens

Das Vergleichswertverfahren ist aufgrund seiner breiten Datengrundlage für eine Vielzahl von Immobilien geeignet, einschließlich Grundstücke, Reihenhäuser, Doppelhaushälften und Eigentumswohnungen. Es wird vor allem dann herangezogen, wenn eine präzise Wertfeststellung erforderlich ist, etwa bei Erbschaften, Schenkungen, Scheidungen oder allgemeinen Immobilientransaktionen (Kauf oder Verkauf). In Großstädten wie Stuttgart, wo zahlreiche Transaktionen vergleichbare Daten liefern, ist das Verfahren besonders effektiv. In kleineren Städten kann es jedoch Herausforderungen geben, wenn nicht genügend Vergleichsdaten vorliegen, um eine zuverlässige Bewertung zu gewährleisten.

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Direktes und indirektes Vergleichswertverfahren

Die Unterschiede zwischen dem direkten und dem indirekten Vergleichswertverfahren liegen vor allem in den herangezogenen Datengrundlagen. Beim direkten Vergleichswertverfahren nutzt der Gutachter aktuelle Kaufpreise von Immobilien, die hinsichtlich Lage, Größe, Ausstattung und Zustand vergleichbar sind mit der zu bewertenden Immobilie. Dieses Verfahren wird bevorzugt angewandt, wenn zum Beispiel ein benachbartes Grundstück mit ähnlichen Merkmalen kürzlich verkauft wurde, oder bei Mehrfamilienhäusern, wo ähnliche Wohnungen kürzlich den Besitzer gewechselt haben.

Wenn keine direkten Vergleichswerte vorhanden sind, greift der Sachverständige auf das indirekte Vergleichswertverfahren zurück. Dieses basiert auf historischen Verkaufsdaten, die von Gutachterausschüssen oder vergleichbaren Einrichtungen gesammelt, systematisch aufbereitet und bei Vorliegen eines berechtigten Interesses gegen eine Gebühr zur Verfügung gestellt werden. Zusätzliche Quellen für eine fundierte Vergleichsbasis können sein:

  • Aktuelle Immobilienangebote
  • Fachzeitschriften
  • Eigene Datensammlungen der Kaufpreise
  • Marktberichte
  • Kommerzielle Datenbanken
  • Ergebnisse aus Bieterverfahren

Anhand dieser Informationen bildet der Gutachter eine Vergleichsgruppe und führt individuelle Anpassungen durch, indem er Zu- und Abschläge berücksichtigt. Der Anpassungsfaktor darf dabei 35 Prozent nicht überschreiten, um die Vergleichsobjekte als zulässig und geeignet zu qualifizieren.

Faktoren, die den Vergleichswert beeinflussen

Die Bestimmung des Vergleichswerts einer Immobilie wird von mehreren Schlüsselfaktoren beeinflusst, die je nach Immobilientyp variieren können. Bei unbebauten Grundstücken werden vor allem folgende Aspekte berücksichtigt:

  • Grundstücksgröße: Die Fläche des Grundstücks.
  • Erschließungsgrad: Zugang zu öffentlichen Straßen, sowie Anbindung an Wasser, Abwasser, Strom und Kommunikationsnetze.
  • Bodenbeschaffenheit: Vorhandensein von Altlasten, Eignung des Bodens für geplante Bauprojekte.
  • Nutzungsbeschränkungen: Einschränkungen oder Verbote, die in Abteilung II des Grundbuchs eingetragen sind.
  • Bodenschätze: Vorhandensein von wertvollen Bodenressourcen.
  • Mikrolage: Beeinträchtigungen durch Lärm, zum Beispiel von einem nahegelegenen Flughafen, oder Luftqualität.

Bei bebauten Grundstücken kommen weitere wichtige Faktoren hinzu:

  • Immobilienart: Unterscheidung zwischen Wohn- und Gewerbeimmobilien.
  • Größe des Gebäudes: Gesamte nutzbare Fläche.
  • Bauweise: Differenzierung nach Massivbauweise, Holzbauweise und weiteren Bauarten.
  • Energetischer Zustand: Effizienz und Isolierung des Gebäudes.
  • Ausstattungsqualität: Niveau der Innenausstattung, klassifiziert als Standard, gehoben oder luxuriös.
  • Verbote und Einschränkungen: Existenz von baulichen oder nutzungsbezogenen Limitierungen, wie Denkmalschutz oder Grunddienstbarkeiten.
  • Umgebung: Qualität und Art der angrenzenden Bebauung.
  • Restnutzungsdauer: Geschätzte verbleibende Nutzungsdauer des Gebäudes.
  • Mieteinnahmen: Bei vermieteten Objekten fließen auch die Höhe und die Regelmäßigkeit der Mieteinnahmen in die Bewertung ein.

Diese Faktoren ermöglichen es den Immobiliengutachtern, eine präzise und marktgerechte Bewertung für jedes Grundstück oder Gebäude vorzunehmen.

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Vorteile des Vergleichswertverfahrens

Das Vergleichswertverfahren ist das bevorzugte Wertermittlungsverfahren vieler Sachverständiger und nicht ohne Grund äußerst populär. Es wird besonders häufig in Großstädten wie Stuttgart angewandt, wo die Verfügbarkeit von Marktdaten sehr gut ist. Das Verfahren stützt sich auf reale Transaktionen, was eine zuverlässige und marktgerechte Bewertung von Standardimmobilien ermöglicht. Dazu zählen sowohl unbebaute Grundstücke als auch Wohnimmobilien üblicher Größenordnungen von 30 bis 110 Quadratmetern. In diesen Fällen ist die Datenlage in der Regel ausreichend umfassend, um eine realitätsnahe Einschätzung des aktuellen Marktgeschehens zu bieten.

Nachteile des Vergleichswertverfahrens

Ein signifikanter Nachteil des Vergleichswertverfahrens liegt in seiner Abhängigkeit von einer ausreichenden Menge an Vergleichsdaten. In Regionen mit geringer Bebauungsdichte oder bei sehr einzigartigen Immobilien ist dieses Verfahren oft nicht anwendbar, da nicht genügend relevante Transaktionen für eine fundierte Bewertung vorliegen. Ideal wäre eine Datenbasis von mindestens 30 bis 50 vergleichbaren Objekten, die in den letzten zwei Jahren veräußert wurden. Zudem ist das Verfahren anfällig für Fehler, wenn es auf veralteten oder unzureichenden Daten beruht. Aus diesem Grund wird es häufig durch andere Bewertungsmethoden, wie das Sachwertverfahren oder Ertragswertverfahren, ergänzt. Die hohe Fehleranfälligkeit macht es zudem notwendig, dass das Vergleichswertverfahren ausschließlich von erfahrenen und qualifizierten Sachverständigen durchgeführt wird, um zuverlässige und korrekte Bewertungsergebnisse zu gewährleisten.

Gut zu wissen:

Alle unserer Immobiliengutachter & Sachverständigen erfüllen die notwendigen Qualifikationen, um das Vergleichswertverfahren im Rahmen eines Verkehrswertgutachtens durchführen zu können. Wir besprechen gerne mit Ihnen am Telefon, was für Sie am besten geeignet ist.

Vergleichswertverfahren: Schritt für Schritt am Beispiel erklärt

Die Ermittlung des Immobilienwerts mittels Vergleichswertverfahren umfasst fünf wesentliche Schritte:

  1. Begutachtung der Immobilie und Informationssammlung: Zuerst wird die zu bewertende Immobilie inspiziert und relevante Daten gesammelt.
  2. Einholung von Vergleichswerten: Anschließend werden aktuelle Marktdaten ähnlicher Objekte gesucht.
  3. Analyse der Vergleichswerte und individuelle Anpassung: Die gesammelten Daten werden analysiert und auf das zu bewertende Objekt angepasst.
  4. Vorläufige Wertbestimmung: Basierend auf den Vergleichsdaten wird ein erster Wertansatz ermittelt.
  5. Endgültige Wertfeststellung durch Anpassungen und Marktanpassungen: Abschließend werden Zu- und Abschläge für spezifische Eigenschaften und Marktkonditionen vorgenommen, um den endgültigen Verkehrswert festzulegen.

Beispielrechnung

Eine 70 Quadratmeter große Eigentumswohnung in einem begehrten Viertel Stuttgarts wird bewertet. Die durchschnittlichen Marktdaten zeigen einen Wert von 3.600 Euro pro Quadratmeter. Es wird angenommen, dass die Wohnung kleinere Renovierungen benötigt, was den Wert um 10.000 Euro mindert. Der Rechenweg gestaltet sich wie folgt:

  • Grundwert berechnen:
  • Grundwert ohne Anpassungen: 3.600 Euro pro Quadratmeter x 70 Quadratmeter = 252.000 Euro.
  • Anpassungen für spezielle Bedingungen:
  • Renovierungsbedarf: 252.000 Euro - 10.000 Euro = 242.000 Euro.
  • Anwendung des Marktanpassungsfaktors:
  • Lage- und Marktanpassung (angenommen bei 0,95): 242.000 Euro x 0,95 = 229.900 Euro.

Um die Rechnung weiter zu detaillieren und zu ergänzen, könnten wir zusätzliche spezifische Anpassungen für die Wohnung anführen. Nehmen wir an, dass die Wohnung einige nachteilige Eigenschaften hat, wie eine Lage an einer lauten Hauptstraße und eine veraltete Heizungsanlage:

  • Abschläge für spezifische Nachteile:
  • Lärm durch Hauptstraße: -5.000 Euro
  • Veraltete Heizungsanlage: -3.000 Euro

Dadurch ergibt sich eine weitere Anpassung des Vergleichswerts:

  • Neuer Wert nach spezifischen Abschlägen: 229.900 Euro - 5.000 Euro - 3.000 Euro = 221.900 Euro.
  • Endgültige Marktanpassung:
  • Wenn wir annehmen, dass der Marktanpassungsfaktor aufgrund schwächerer Marktnachfrage angepasst werden muss (z. B. ein Faktor von 0,9):
  • Endgültiger Vergleichswert: 221.900 Euro x 0,9 = 199.710 Euro.

Somit wäre der endgültige Vergleichswert der Wohnung nach allen Anpassungen und Marktkonditionen 199.710 Euro. Dieses detaillierte Vorgehen ermöglicht es, einen realistischen Marktwert zu errechnen, der alle relevanten internen und externen Faktoren berücksichtigt.

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Falls Sie eine professionelle Verkehrswertermittlung für Ihre Immobilie in Stuttgart oder im Stuttgarter Umland benötigen, sind Sie bei uns genau richtig. Wir bieten präzise Bewertungen Ihres Objekts, ob für Kauf, Verkauf oder andere rechtliche Belange. Vereinbaren Sie ein unverbindliches Erstgespräch, um den Wert Ihrer Immobilie mithilfe des Vergleichswertverfahrens ermitteln zu lassen. Dabei erhalten Sie von uns wertvolle Tipps, die Ihnen in Ihren Immobiliengeschäften weiterhelfen können. Kontaktieren Sie uns per Telefon oder E-Mail. Wir freuen uns darauf, Sie umfassend und kompetent zu unterstützen.

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